100% Deckungsschutz anstatt falsche Ver(un)sicherungssummen. Wie Sie Ihre Gebäude- und Inventarwerte richtig ermitteln. Teil 1/2
Mit drei Geschäftsführern und zwei Kollegen aus der kaufmännischen Leitung sitze ich an einem Tisch. Wir befinden uns in einem Sondierungsgespräch zur Ausschreibung des Portfolios der Unternehmensversicherungen. Kurz und knackig vor der Wechselfrist wird von der Geschäftsleitung die Parole ausgeben, mal eben Versicherungsbingo zu spielen. Denn wirklich zielführend ist es nicht, einfach nur Verträge und Preise zu vergleichen und garantiert auch nicht, dass die Vertragsinhalte sicher „up to date“ sind, sprich den tatsächlichen Versicherungssummen zu den Sachwerten für Gebäude, Inventar, Maschinen etc. entsprechen. Einer der Geschäftsführer sagt kein Wort und blickt, mit miesepetrigem Gesichtsausdruck auf seinem Stuhl hin und her rutschend, im Sekundentakt abgelenkt auf sein Handy. Ich frage ihn, ob alles okay sei, da ich ihn so nicht kennen würde und warum er weder für konstruktive Reibung sorgt, noch hilft, den Gedankenaustausch zielführend zu bereichern.
Seine Antwort:
„Nein, nein, gesundheitlich geht es mir gut. Wissen Sie nur, Herr Nellen, das ist ja alles richtig, jedoch tanzen wir aktuell auf so vielen verschiedenen Hochzeiten. Risikomanagement ist, wenn es gut läuft, gar nicht nötig. Wenn es schwierig wird, wenn es also darum geht, im Großschadensfall die Kohlen wieder aus dem Feuer zu holen, umso mehr.“
Genauso ist es mit der Ermittlung der richtigen Versicherungssummen. Hier gilt es, bereits vor dem Schaden klug zu sein! Statt „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ dann doch lieber „5 Hochzeiten“ mit einem echten Happy End.
Unwissentliche Unterversicherung:
Die unerkannte Schieflage
Die meisten Unternehmen setzen – ob bewusst oder unbewusst – ihre Unternehmenswerte zu niedrig an und riskieren damit eine existenzbedrohende finanzielle Schieflage, wenn es tatsächlich zu einem Schadenfall kommen sollte. Dazu zählen Unternehmensversicherungen, wie auch die genaue Aufteilung und Gruppierung der Werte für:
- Gebäude, Produktions- und Lagerhallen
- Technische und kaufmännische Betriebseinrichtungen, Waren, Vorräte
- Elektronik, Maschinen, Werkzeuge
- Fremdeigentum das gemietet, geleast, geliehen, und gelagert ist
Aus mehr als 20 Jahren Erfahrung im Bereich Wertermittlung und Schadenmanagement können wir eines ganz deutlich klarstellen:
Eine Unterversicherung ist eher die Regel als die Ausnahme.
Je nach Branche sind zwischen 70 und 90 Prozent der Unternehmen unterversichert und es besteht dringender Handlungsbedarf. Hinzu kommt der Grad der Unter-versicherung, der zwischen 20 und – in besonders gravierenden Fällen – bis zu 80 Prozent liegen kann.
Um dies zu verdeutlichen, ein kurzes Beispiel:
Durch einen Brand in einem Lager entsteht ein Schaden
von 1.000.000 EUR. Infolge der Unterversicherung erstattet die Versicherung jedoch nur zwischen 200.000 EUR und 400.000 EUR. Der Rest muss vom Unternehmen selbst getragen werden.
Unternehmer, Geschäftsführer und Manager stehen
in der Verantwortung
Entscheider mögen sich damit zufriedengeben, wenn im Versicherungsvertrag Deckungselemente, wie z. B. Unterversicherungsverzicht oder ein Summenausgleich enthalten sind. Diese können jedoch nur einen Teil des finanziellen Schadens kompensieren und sind daher oftmals unzureichend, was den vollumfänglichen Versicherungsschutz anbelangt.
Übersteigt dann ein tatsächlich eingetretener Schaden die Versicherungssumme, so können die finanziellen Folgen ganz schnell zur sehr heißen Herdplatte werden, sprich, es wird sehr teuer für das betroffene Unternehmen. Oftmals ist sich die Geschäftsleitung der Gefahren gar nicht bewusst und das Thema wird erheblich unterschätzt. So oder so ähnlich, wie in der Szene zu Beginn, sorgt halbherziges Handeln, und das meist erst kurz vor Erreichen der Wechselfristen, nicht zu optimalen Ergebnissen. Gerade dann, wenn doch eigentlich alles gut läuft, wird dem Risikomanagement gerne zu wenig Aufmerksamkeit beigemessen. Paradoxerweise kommt es häufig erst zum Sinneswandel, wenn es zu spät ist. Lernen durch Schmerzen, das muss nicht sein!
Teil 2 des Artikels „Pleiten, Pech und Pannen“ zu geringer Ver(un)sicherungssummen.
Wie Sie teure Überraschungen vermeiden, lesen Sie ab 10.12.2020 hier im Nellen Blog.
Sofern noch nicht geschehen, tragen sie sich gerne für den Newsletter ein, dann verpassen Sie den nächsten Teil nicht (siehe oben, rechte Spalte).